Der 1. Mai

In Deutschland ist der 1. Mai nicht nur für Kundgebungen anlässlich des Tags der Arbeit bekannt, sondern auch für die Maiwanderung. Es ist die Gelegenheit, im Freien mit Freunden und Familie wandern zu gehen. Was machen aber die anderen Länder? Die DolmetscherInnen und ÜbersetzerInnen aus dem Raum Heilbronn teilen ihr kulturelles Wissen und nehmen Sie mit auf eine kleine Reise durch Nordamerika, Frankreich und Russland.

Der 1. Mai in Deutschland

Kanada und USA

In Kanada und den USA wird der 1. Mai nicht als „Tag der Arbeit“ gefeiert. Dennoch gibt es einen Tag der Arbeit oder „Labour Day“, der in beiden Ländern seit 1894 jeweils am 1. Montag im September gefeiert wird. Dieser Feiertag samt langem Wochenende beendet im Grunde die Sommersaison.

Victoria Day in Kanada: Ein Tag im Freien

Der Beginn der sommerlichen Aktivitäten im Freien – ähnlich wie der 1. Mai in Deutschland –  wird in Kanada mit einem für die angloamerikanischen Länder typischen langen Wochenende begangen, und zwar am „Victoria Day“. Dieser Feiertag liegt nur etwas später im Monat, nämlich jeweils am Montag vor dem 24. Mai, und wurde zu Ehren des Geburtstags von Queen Victoria eingeführt.  Ende Mai ist in der Regel der Winter dann auch tatsächlich vorbei und die Menschen genießen wieder die Wochenenden in der Natur, in den Parks oder in ihren Cabins außerhalb der Stadt an den vielen Seen im Land.

Russland

Zum ersten Mal wurde dieser Feiertag im Russischen Kaiserreich 1890 in Warschau und 1891 in Sankt Petersburg zelebriert. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde der 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Er hieß zunächst „Tag der Internationale“. In den 1970ern wurde er in den „Tag der internationalen Solidarität der Werktätigen“ umbenannt. Am 1. Mai gab es Massendemonstrationen und Kundgebungen, die von den Schulen und Betrieben organisiert wurden.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion hieß er in den 1990er-Jahren „Feiertag des Frühlings und der Arbeit“.

In der Russischen Föderation ist der 1. Mai weiter ein gesetzlicher Feiertag. Es finden von den Gewerkschaften und politischen Verbänden organisierte Kundgebungen, Konzerte und Autorennen statt. Die meisten Russen ziehen es an diesem Tag vor, aufs Land zu fahren. Der 1. Mai hat wie alle anderen gesetzlichen Feiertage in der Russischen Föderation eine Besonderheit: wenn er auf einen Samstag oder Sonntag fällt, dann wird am darauffolgenden Werktag nicht gearbeitet.

Frankreich

In Frankreich ist der 1. Mai erst seit 1948 ein gesetzlicher Feiertag. Wie in vielen Ländern gehen die Gewerkschaften und ArbeiterInnen auf die Straße und demonstrieren für ihre Rechte.

Etwas ungewöhnlich ist, dass wir in Frankreich an diesem Tag auch Maiglöckchen als Glücksbringer verschenken. Dieser Brauch soll auf den französischen König Karl IX. zurückgehen. Bei einem Besuch im französischen Departement Drôme am 1. Mai 1560 soll der König Maiglöckchen geschenkt bekommen haben. Von dieser Geste entzückt, beschloss er im darauffolgenden Jahr, den Damen seines Hofes am 1. Mai Maiglöckchen zu schenken. Und schon ist ein Brauch entstanden. Er verschwand zwar ab der Französischen Revolution für eine längere Zeit, tauchte aber Mitte des 20. Jahrhunderts wieder auf und ist, wie gesagt, noch heute sehr beliebt.

Der 1. Mai in Frankreich: Maiglöckchen als Glücksbringer

Artikel verfasst von:

Regina Seelos, Ljubov Mittag, Florence Pons